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habe ich ein paar kurze - wirklich kurze - Texte zusammengestellt, die einen Überblick über meine Gedankenwelt geben.  Diese Texte lassen sich in drei Bereiche unterteilen:

Menschliches

Texte, die sich hauptsächlich mit Zweierbeziehungen beschäftigen ..

 

Visionen

Texte, in denen ich mich in meiner Gedankenwelt bewege ...

 

Freiheit

Texte, in denen ich mich mit den Einschränkungen unserer Gesellschaft und deren Auswirkungen auf den Einzelnen auseinander setze. 

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Aktuelle Projekte

Im Augenblick arbeite ich recht unregelmäßig an meinem ersten Roman. Ob ich diesen jedoch jemals veröffentlichen werde, steht derzeit noch in den Sternen ...

Es ist die Geschichte des Tiberius Braumann, der als Terrorabwehrexperte einen Anschlag aufklären muss. Die Handlung spielt in der nahen Zukunft in einem Europa, zerrissen von Verteilungskämpfen zwischen Arm und Reich, gebeutelt von Energie- und Rohstoffkrisen. 
Eine Welt, in der Wissen zwar alles ist, jedoch nur, wenn man auch die Netzwerke hat, um seine Fähigkeiten einsetzen zu können. 
Eine Welt, in der modernste Technik und archaisches Verhalten Verhalten keinen Widerspruch darstellen.  

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Menschliches

Hochsommerliche Frühmorgenzärtlichkeiten

Die Sonne, ein intensiv rot gefärbter Ball kurz über dem Horizont, vertreibt die Schatten der Nacht. Erste Vogelstimmen durchbrechen die fast schon unheimliche Stille. Autos, noch vereinzelt, dröhnen an unserem Fenster vorbei. Rollläden öffnen sich ratternd. Briefkastenklappen klingen hell, wenn der Zeitungsjunge seiner frühmorgendlichen Arbeit nachgehend, an ihnen vorüberkommt. 
Du liegst neben mir, schläfst noch. Ich spüre deine warme Schulter an der meinen. Du atmest ruhig, gleichmäßig. Dein Gesicht ist mir zugewandt, die dunklen Haare fallen dir wirr in die Stirn. Ein Lächeln drängt sich auf meine Lippen. Ich höre dich schon, wie jeden Morgen, darüber klagen, wie schlecht du auf dem Bauch doch schläfst. Und doch erwachst du jeden Morgen so,; ausgestreckt auf dem Bauch liegend, eine Hand unter dem mir zugewandten Kopf, die andere längs dem Körper ausgestreckt. Ein Lächeln auf den Lippen, die Haare in die Stirn fallend.
Die Decke ist dir bis zu den Hüften hinuntergerutscht. Dein Nachthemd liegt noch sauber gefaltet auf dem Stuhl. DU bist spät gekommen heute Nacht, ich habe dich nicht mehr gehört.
Bald wirst du nicht mehr auf dem Bauch schlafen können, hast du gesagt, dein Bauch wird dicker und dicker werden. Du hast Angst, du könntest mir nicht mehr gefallen, ich würde dich nicht mehr begehren, - lieben. Seltsam, ich frage mich, wie sehr ich deinen Körper überhaupt liebe. Du veränderst dich, es ist mir aufgefallen. Nicht deine Körper - deine Augen, nur deine Augen und dein Blick. Deine Augen glänzen, ein mir bisher unbekanntes Funkeln ist in deinem Blick. Ein lächeln liegt auf deinem Gesicht. Du bist schön und du wirst es von Tag zu Tag mehr. Ich spüre, du bist glücklich. ich richte mich auf, bewundere die rundlichen Formen deiner Brustansätze, die gleitenden Linien deiner Hüften, die sich unter der Decke verlieren. Ich sehe dich zum ersten Mal als Frau, als meine Frau.
Ich küsse dich auf den weichen Schulteransatz, zeichne mit meinem Zeigefinger die Linien deines Armes entlang hinunter bis zur Hand, die, die Innenfläche nach oben, die Finger leicht gekrümmt, entspannt neben deinem Körper ruht. Ich lasse mich zurück in die Kissen sinken, ergreife deine Hand und halte sie fest in der meinen. Du öffnest die Augen, blinzelst, lächelst mich an.
Ich bin glücklich.

Roulette

Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf und habe das Verlangen mit dir zu reden. Dann habe ich plötzlich das irrationale Bedürfnis deine Stimme zu hören. Manchmal möchte ich nur, dass du da bist. Ich sehne mich nach deinem Blick, der besser als alle Worte sagt, was du denkst.
Manchmal suche ich den Kontakt zu dir in einer flüchtigen, aber zärtlichen Berührung deiner Hand. Ich verlange nach deinem Unvermögen mir zu sagen, wie sinnlos meine Liebe ist, wie wenig du sie erwiderst.
Du hast mich verletzt, hast mich gebrochen, hast mich in Tiefen gestürzt, die für mich noch immer ohne Ende sind. Immer wieder hast du in deinem Bemühen mir nicht weh zu tun, das Messer tiefer in meine Körper getrieben.
Ich fühle mich taub und leer, ich wate in zäher Watte, die sich bei jedem Schritt zu einem fast unüberwindlichen Hindernis zusammen ballt. 
Die Wirklichkeit zerrinnt wie in einem Bild Dalis. Wir sitzen auf einem großen Tisch und spielen Poker. Immer wieder bekomme ich vier Asse und du einen Royal Flush. Der Tisch wird immer größer und wir beide stehen uns auf der gigantischen Mamorplatte gegenüber. Du siehst mich an und lachst, lachst schallend. du hebst den Arm und deutest auf mich. Über deinen Arm tanzen kleine Spielkarten, alles janusköpfige Joker, die mit grausamen Grinsen, den Blick immer auf mich gerichtet, sich selbst mit langen Fingernägeln in kleine Stücke reißen. 
Plötzlich spüre ich deine warme weiche Zunge an meinen Lippen. Ich schließe die Augen und ein Croupier schnickt mich mit einer fahrigen Daumenbewegung in das große Roulettespiel. Ich wirbele umher, schlage gegen Ecken und Kanten, rutsche langsam und unaufhaltsam an den polierten Wänden des flachen Trichters nach unten, in Richtung rotierende Scheibe. Dann werde ich erfasst, durch die Luft geschleudert, falle durch Rot und Schwarz und wieder zurück in Rot und jede Farbe bricht mir einen Knochen. Rien ne vas plus, sagt der Croupier gelangweilt und dein besorgtes Gesicht erscheint über dem Roulettetrichter, während im Hintergrund ein Streichorchester Dvoraks 'Symphonie aus der neuen Welt' intoniert. 
Ich komme zur Ruhe, der Rouletteteller läuft langsam aus. Ich hebe meine blutigen Hände und strecke sie deinem riesigen Gesicht entgegen. Du runzelst leicht die Stirn, kleine Lachfältchen erscheinen um deine Mundwinkel. Dann schüttelst du unmerklich, wie verständnislos den Kopf.  Ich liege auf einem grünen Feld. Die Null hat gewonnen. Auf welche Zahl hast du gesetzt ?

 

Erinnerung an einen Sommer

Die Zeiger der kleinen Uhr auf dem Nachttisch stehen auf halb drei. Der Mond wirft fahlen schein durch die geöffneten Fenster und taucht die Körper der beiden schlafenden Menschen in silbriges Licht. Ein kühler Wind streicht durch den Raum.
Sie öffnet die Augen, ist wach. Sie genießt den frischen Hauch, der die stickige Luft des Tages vertreibt. Die kaum erträgliche Hitze der letzten Wochen fordert allmählich ihren Tribut von Mensch und Tier. In eineinhalb Stunden würde sie aufstehen, das kurze Stück zur Weide laufen und die Kühe melken Auf dem Rückweg beim Bäcker vorbeigehen und ein frisches Brot kaufen. Sie würde es ihm, zusammen mit einigen gut abgehangenen Würsten und zwei oder drei Gläsern Marmelade, in einen kleinen Korb packen.
Sie denkt daran, wie sehr er ihre Marmelade früher gemocht hatte. In letzter Zeit hatte er kaum ein Wort darüber verloren. Überhaupt hatte er sich sehr verändert. Während die anderen jungen Männer des Dorfes sich beinahe überschlugen, mit ihren Heldentaten zu prahlen, sagte er kaum ein Wort. Wenn er sprach, so tat er das nur noch sehr leise. Oft wirkte er abwesend, starrte irgendeinen Punkt in der Ferne an und schrak zusammen, wenn man ihn anredete. 
Der Mond hing jetzt als volle, schwere Scheibe vor dem Fenster. Sie hört irgendwo eine Katze fauchen. In wenigen Stunden würde sie ihm am Bahnhof zum Abschied winken, nicht wissend wann er wiederkommen würde, nicht wissend ob er wiederkommen würde. Sie ist traurig. Sie weinte jedes Mal, wenn er fuhr und jedes Mal blickte sie seiner Rückkehr mit gemischten Gefühlen entgegen. jedes Mal war er ein bisschen stiller und abwesender. Sie liebte ihn und manchmal wünschte sie, er würde nie wieder fahren - oder nie wiederkommen.
Die Tage seines Urlaubs war sie glücklich gewesen. Manchmal hatte sie sich gefragt, wie sie die Tage seiner Abwesenheit hatte ertragen können. Aber sie wusste auch, dass ihr Zusammensein jetzt nicht so gewesen war wie damals, als sie das erste Mal zur Heuernte gefahren waren. Das war der Sommer ihres Lebens gewesen und sie würde nie wieder etwas ähnliches erleben. Aber sie würde jenen Sommer nie vergessen. In ihren Erinnerungen würde sie ihn immer wieder erleben und jedes Mal würde sie ihn als noch ein wenig schöner empfinden. Sie weiß, dass sie diese Nacht, diese Stunde des frühen Morgens nie würde vergessen können. Sie würde die Erinnerungen an den ersten Sommer, an diese Nacht, an diesen ihren Mann, immer pflegen, nie verlieren. 
Sie spürt seine Bewegung neben ihr, spürt wie seine Hand die ihre ergreift. Gemeinsam, Hand in Hand, liegen sie nebeneinander, die Anwesenheit des anderen genießend, diesen Augenblick ihres Lebens auskostend. Die Körper in silbriges Mondlicht getaucht, die heiße Haut im leisen Lufthauch gekühlt.
Sie weiß, der Krieg würde auch an ihrem Leben nicht spurlos vorübergehen.